Geht Corona in die Verlängerung? Nicht mit uns!
Was Sie jetzt tun können, damit die aktuellen und die sich abzeichnenden Probleme die Praxis möglichst finanziell nicht treffen.
(Stand: 27.07.2020)
Auch die Sorge vor einer zweiten Welle lässt eine Antwort auf die Frage, was man tun kann, wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Der eine oder andere mag sich schon entspannt zurückgelehnt haben, weil der Juni den Einbruch aus März und April überwiegend wieder aufgeholt hat.
Es wird aber sehr lange dauern, bis alles wieder so ist, wie vorher. Wenn überhaupt…..
Eine zweite Welle könnte uns schlimmstenfalls erneut in die Zeit und die Gegebenheiten des Monats April 2020 zurück katapultieren. Das will keiner und umso unverständlicher ist der Leichtsinn, mit dem viele Menschen inzwischen, anstelle vorsorgenden Verhaltens, mit dem Corona-Thema umgehen.
Diesen Leichtsinn wird auch die eine oder andere Praxis zu spüren bekommen, aber aufgrund der bisher gesammelten Erfahrungen wird es nach meiner Einschätzung keinen generellen Shutdown mehr geben, sondern lokale und temporär überschaubare Reaktionen.
Vieles wird sich ändern!
Doch selbst wenn es keine zweite Welle geben wird, können wir von einem grundsätzlich anderen Verhalten vieler Patienten ausgehen:
- Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nicht mehr so stabil, wie noch vor wenigen Monaten und die Sorge davor, dass „das dicke Ende“ bei den Unternehmenspleiten noch kommt, kann m.E. nicht widerlegt werden.
- Die Arbeitslosigkeit hat bereits deutlich zugenommen und es ist kurz- und mittelfristig nicht absehbar, dass diese Menschen wieder einen neuen Job finden.
- Die Unsicherheit derer, die noch in Kurzarbeit sind, ist groß und man ist finanziell eher zurückhaltend, soweit anstehende Investitionen nicht zwingend sind.
- Corona hat zu einer deutlichen Veränderung des Konsumverhaltens geführt. Die monatlichen Ausgaben für „Luxus und Freizeit“ sind auf erheblich niedrigerem Niveau. Wünschenswertes wird verschoben. Selbst Notwendiges wird wieder und wieder hinterfragt.
- Viele Patienten mit weniger akuten Beschwerden scheuen den Gang zu Ärzten mit offener Sprechstunde, weil sie schlichtweg keine Lust haben, lange anzustehen oder sich gar mit Corona zu infizieren.
- Natürlich gibt es auch „die Anderen“. Der Arbeitsplatz ist nicht gefährdet. Durch verstärkten Einsatz von Home-Office wird bei Fahrtkosten zur Arbeit, Bekleidung und auswärtiger Verpflegung Geld gespart. Es geht ihnen nicht nur subjektiv besser.
Fazit:
Besonders der Selbstzahlerbereich wird bei Zahnärzten wie bei Humanmedizinern nur sehr schwer auf dem vorherigen Niveau zu halten sein.
Eine Reihe von Praxen zeigen aber, dass es auch anders geht.
Was kann man denn noch tun?
Grundsätzlich gilt, sich und die Praxis weiter kritisch zu hinterfragen. Meine „10 Tipps zur Corona- Optimierung“ sind nach wie vor aktuell. Wer sie noch nicht kennt, findet sie hier.
Zusätzlich gibt es noch eine ganze Anzahl „technischer“ Elemente, mit denen man die eigene wirtschaftliche Situation weiter stabilisieren kann.
10 Tipps zur Corona-Stabilisierung
5 Tipps für die Praxisabläufe
- Vermeiden Sie so weit wie möglich eine freie Sprechstunde und unangemeldete Patienten. Alle Patienten sollen möglichst vorher anrufen und sich einen Termin geben lassen. Weisen Sie auf pünktliche Einhaltung hin und lassen Sie keinen Verzug zu. Das wird auch Ihre zuverlässigen Patienten freuen. Wer seinen Termin verpasst, wird so behandelt, wie die Patienten ohne Termin.
- Versuchen Sie, Patienten, die nur Unterlagen abholen oder bringen wollen (Rezepte, AU etc.), zu separieren. Vielleicht bietet sich doch dafür ein separater Raum an. Oder es gibt irgendwo draußen, vor oder neben der Praxis, Platz für einen Container, einen Bauwagen oder ein Gartenhäuschen.
- Gehen Sie mit entsprechenden Vorgaben „in die Öffentlichkeit“. Weisen Sie „nett“ aber konkret darauf hin, dass unangemeldete Patienten selbstverständlich behandelt werden, aber mit erheblichen Wartezeiten (draußen) zu rechnen haben.
- Achten Sie streng darauf, dass Sie selbst Ihre Terminstrukturen einhalten. Besprechen Sie mit dem Team, welche Patienten(-gruppen) größere oder kleinere Zeitfenster bekommen, als üblich.
- Soweit eine freie Sprechstunde weiterhin bestehen bleiben muss, legen Sie diese nicht an das Ende der Sprechstunde. Weder vormittags noch abends haben Sie ansonsten kaum eine Chance auf ein pünktliches Ende der Sprechstunde.
5 Tipps für eine Stabilisierung des Selbstzahlerbereiches
- Beschränken Sie sich auf die elementaren Selbstzahlerleistungen der Praxis, wenden Sie diese aber konsequent bei jeder passenden Indikation an.
- Lösen Sie sich von dem quälenden und im Ansatz falschen Grundgedanken, man müsse Selbstzahlerleistungen verkaufen. Wenn Sie der Überzeugung sind, dass diese Leistungen Ihrer Praxis medizinisch sinnvoll sind, dann „verordnen“ Sie diese Leitungen genauso, wie wenn es Leistungen der GKV wären. Sie sind nicht der Finanzminister Ihrer Patienten, sondern ihr Arzt. Und als solcher haben Sie die Pflicht, Ihre Patienten darüber aufzuklären, dass es diese Leistungen gibt und wann man sie nutzt. Und das unabhängig davon, wer die Leistungen letztlich bezahlt. Nur wenn der Patient weiß, was es gibt, kann er sich entscheiden, ob er die Leistung nutzen möchte oder nicht.
- Sind Sie nicht der Überzeugung, dass die Leistungen medizinisch sinnvoll sind, dann entfernen Sie sie aus Ihrer Praxis.
- Wenn Sie der Überzeugung sind, dass diese Leistungen sinnvoll sind und dem Prozess zur Wiederherstellung der Gesundheit dienlich sind, dann sprechen Sie die Leistungen zur gleichen Zeit an, wie die Kassenleistungen. Ein zeitlicher Abstand lässt einen Patienten zurecht misstrauisch über die Selbstzahlerleistungen werden. Warum kam sie nicht gleich „zum Einsatz“, wenn sie mir doch hilft?
- Wenn Sie nach diesen Grundgedanken handeln, wird Ihnen klar sein, dass eine Helferin keine Selbstzahlerleistungen beim Patienten platzieren, im Sinne von „verordnen“ kann. Die fachliche Aufklärung liegt immer bei Ihnen. Das Kostengespräch oder weitere Untersuchungs- oder Therapiedetails können auf jeden Fall von geschulten Helferinnen durchgeführt werden. Achten Sie aber darauf, dass das gesamte Team aus einem Guss handelt und kommuniziert.
- Damit Sie selbst diese Konsequenz haben, fragen Sie sich bei jedem Patienten, wie Sie sich selbst, Ihren Partner oder Ihre Kinder in dieser Situation behandeln würden. Genau das bieten Sie auch Ihren Patienten an.
Haben Sie dazu Fragen oder möchten Sie das Thema für sich und Ihre Praxis vertiefen? Sprechen Sie mich an.
Und viel Erfolg bei der Umsetzung! Bleiben Sie gesund!
Ulrich Kassebart
med-X-pert
Praxisberatung für Heilberufe GmbH
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